Liebe Leser des Restaurant- und Weinführers,


später wird man die deutsche Geschichte in zwei Zeiten einteilen: Vor der Pandemie und nach der Pandemie. Im Rückblick haben wir vor der Pandemie in paradiesischen Zeiten gelebt.

Man konnte ohne große Wartezeiten in ein Restaurant gehen, nach Lust und Laune essen, die Küche hat gestimmt, genug Hilfskräfte und Servicepersonal waren vor Ort. Die Preise waren gerade noch akzeptabel.

Ja, so war das in Deutschland vor der Pandemie. Mein Gott, ging es uns gut. Und was ist nach der Pandemie? Viele Gastronomen haben ihr Restaurant wegen des Personalmangels nur noch an drei bis vier Tagen in der Woche geöffnet. Alle Einkaufspreise sind stark gestiegen. Die Inflation frisst heimlich Ersparnisse auf. Und wo sind die Hilfskräfte, Köche und das Servicepersonal?

Wie gehen die Gastronomen mit dieser bescheidenen Situation um? Neben den oben schon erwähnten Schließungen bieten die Gastronomen zum Beispiel nur einen Teil der vorhandenen Sitzplätze an, damit die Küche das gerade noch so schafft. Alle diese Notlösungen helfen nur kurzfristig. Denn die normalen Kosten, Miete und Versicherungen etc., laufen weiter – nur der Ertrag fehlt.

Allerdings gibt es in Mainz ein paar Gegenbeispiele, Gas­tronomen, die Bewerbern sogar absagen müssen. Wie das funktioniert: Transparenz und Wertschätzung der Mitarbeiter, Wochen-Arbeitspläne, auf die man sich verlassen kann, ein gutes kreatives Speisenangebot, das Gäste die hohen Preise akzeptieren lässt. Um sich erfolgreich von Mitbewerbern abzusetzen und dem Dilemma zu entfliehen gibt es mehrere Mög­lichkeiten. Da wäre zum Beispiel die Entwicklung haus­eigener Spezialitäten. Damit ist nicht der tausendste Schnitzeltag gemeint, sondern kreative Eigen­entwick­lungen. Ein positives Beispiel: Das Weingold in Guntersblum hatte einen Dampfnudeltag: Alte und neue Gäste in nicht nachlassender Anzahl füllten die Gaststätte. Der Wareneinsatz bei Dampfnudeln ist sehr überschaubar. Es muss kein frisch gefangener und per Flugzeug gelieferter exotischer Fisch sein.

Vergessen Sie bitte nicht, für Ihren nächsten Restau­rantbesuch im Vorfeld die aktuellen Öffnungszeiten zu erfragen und Plätze zu reservieren.

Weil aber leider die Menge der üblen Rahmenbedin­gungen noch nicht reicht, ziehen am Himmel weitere dunkle Wolken auf. Wenn der reduzierte MwSt.-Satz von 7 wieder auf 19 % ansteigt, erwartet das Handelsblatt weitere 10.000 Insolvenzen in der Gastronomie.

Deshalb seien Sie dankbar, dass es doch noch Menschen gibt, die sich trotz der üblen Bedingungen freuen, Ihnen leckere Speisen anzubieten. Und falls Sie mal fünf Minuten länger warten müssen, dann wissen Sie jetzt, warum.

Guten Appetit und sehr zum Wohle!

Das Restaurant- und Weinführer-Team DER MAINZER